A prose on ephemerality.It takes countless months to conceive and set up a fashion collection, whereas its presentation shrinks all efforts down to a fistful of minutes, seconds, instants. Similarly, there is a profound sense of synthesis in the work of Davide Stucchi, starting with the way he decided to concentrate the complexity of his persona in the contact sheet of a mannequin. Height, shoulders, chest, waist, shoes, hair, eyes. What’s behind it?
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An obsession with both corporeality and eternity is embedded in the process of creating garments, in how textiles and shapes enfold our mortal body, a mixture of archaeology and innovation. Fabrics orchestrated to protect, reference and retain a determined social identity, a coding, a language. Protecting to be protected. Perhaps the artist wants to take on the responsibility of returning clothes to a purer form, leaving them free to rest in a corner: hanging leaves of fibres opposing the obstinate coverage of the epidermal tissues, returning the body to its original nakedness.The backstage of the mind is left unrevealed, though everything hints back to this idea of preparation—the whole environment created by Stucchi becomes a projection of what's behind the scenes: questioning its own role, validity, and meaningfulness under the limelight. What matters has already happened and is now back in the closet, trying to find the guts to come out, to walk an imaginary runway in an outburst of joyful, infantile folly, to never be forgotten...Yet that something in the closet still chooses to rest for now. Indeed, it's too preoccupied with the complexity of walking per se: why walk, how to walk, the rubbing of the clothes against the skin, the rubbing of the skin against the clothes, another skin’s epidermal particles. If nothing really assumes a body, then what’s the point of wearing clothes and, furthermore, to walk in them? Moreover, the point of walking is to go somewhere, not to obtusely pace back and forth. Right? Walkwear is concerned with the consequences of all this moving, coating, brushing, with how the residuals of these organic and synthetic layers end up creating a frottage of souvenirs. The body holds memories of where it once walked, and that is ultimately what must not be lost.Ephemeral and scenographic, Davide Stucchi's oeuvre is daring and shy, critical yet occasionally obliging. Works often come in multiples; the same impasto is split like shining pearls of mercury falling from a thermometer. An obstinate tautological process to dissect, transform, recompose, slowly erasing one entity into another, releasing one form into the next. Every soap bead, every spaghetto is a memento rather than a demonstration—to remember the roughness of the artistic process when compared with the delicacy of childish jewellery making, to appreciate the quiet sinuosity and fragility of dried pasta as opposed to the animalistic extravaganza of a cuttlefish spurting ink, (ir)remediably staining transparent waters.Beauty comes from within but needs to be spread outwards.Text: Matilde Cerruti Quara
Prosa über Vergänglichkeit.Die Kreation und Anfertigung einer Modekollektion bedarf vieler Monate. Ihre Präsentation hingegen reduziert diesen ganzen Aufwand auf wenige Minuten, Sekunden, Augenblicke. Auch Davide Stucchis künstlerische Arbeit gleicht einer Synthese, wenn er seine komplexe Persönlichkeit auf die Setkarte eines Modells verdichtet. Körpergröße, Schultern, Brust, Taille, Schuhe, Haare, Augen. Was steckt dahinter?
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Modedesign bringt eine Leidenschaft für das Ewige und für Körperlichkeit mit sich. Der Kreation von Kleidung haftet eine Faszination dafür an, wie unsere sterblichen Körper in einer Mischung aus Archäologie und Innovation von Textilien und Formen umhüllt werden. Diese Stoffe sollen eine festgelegte soziale Identität, einen Kodex oder eine Sprache schützen, wahren und reproduzieren. Schützen, um geschützt zu werden. Vielleicht möchte der Künstler die Kleidung in eine reinere Form überführen und sie sich in einer ruhigen Ecke selbst überlassen: hängendes Blattwerk aus Fasern im Kontrast zur unverwüstlichen Hülle der Epidermis. Vielleicht soll der Körper auf diese Weise seine ursprüngliche Nacktheit zurück erhalten.Obschon alles wie eine Vorbereitung wirkt, bleibt der Backstage-Bereich des Verstandes verhüllt. Das von Stucchi erzeugte Environment wird zu einer Projektion dessen, was sich hinter den Kulissen abspielt: das Hinterfragen der eigenen Rolle auf der Bühne, von Gültigkeit und Bedeutung im Rampenlicht. Das Entscheidende hat bereits stattgefunden und befindet sich nun wieder in seinem Kämmerchen. Jetzt nimmt es seinen Mut zusammen, um aus einem Anfall freudiger, infantiler Torheit heraus auf den imaginären Laufsteg hinaus zu treten und unvergesslich zu werden…Aber im Augenblick hat dieses Etwas beschlossen, sich im Kämmerchen auszuruhen. Im Grunde genommen ist es zu sehr mit der Komplexität des Laufens an sich beschäftigt: damit, warum und wie es laufen soll, mit dem Reiben der Kleidung auf der Haut, mit dem Reiben der Haut gegen die Kleidung, mit den epidermalen Teilchen einer fremden Haut. Wenn nichts einen Körper vermuten lässt, warum sollte man dann überhaupt Kleidung tragen oder gar in ihr herum laufen? Außerdem geht es beim Laufen nicht darum, stumpfsinnig hin und her zu gehen, sondern darum, irgendwo hin zu gelangen. Oder? Walkwear zieht die Konsequenzen aus all dieser Bewegung, Verhüllung und Reibung. Es zieht die Konsequenzen daraus, wie die Rückstände dieser organischen und synthetischen Schichten schließlich eine Souvenir-Frottage bilden werden. Der Körper erinnert sich an die beschrittenen Wege. Diese Erinnerung darf unter keinen Umständen verloren gehen.Das flüchtige und szenografische Werk von Davide Stucchi ist so gewagt wie es zurückhaltend ist. Und obwohl kritisch, kann es zuweilen auch gefällig sein. Die Arbeiten entstehen oft als Multiples. Ein und derselbe Impasto teilt sich gleich glänzenden Quecksilberperlen, die von einem Thermometer herab tropfen. Dieser hartnäckige, tautologische Prozess lässt sich nur schwer sezieren, transformieren und wieder zusammensetzen. Eine Entität geht in der nächsten auf, eine Form wird in der nächsten frei. Jeder einzelne Mikroplastik-Partikel, jeder einzelne Spaghetto ist eher als Mahnung zu verstehen, denn als Feststellung. Sie erinnern an die Rohheit des künstlerischen Schaffensprozesses, der im Kontrast zur Feinheit kindlicher Schmuckherstellung steht. Sie würdigen die stille Biegsamkeit und Zerbrechlichkeit von Pasta. Diese steht im Gegensatz zum animalischen Spektakel des Farbe spritzenden Tintenfisches, der die transparenten Gewässer (un)widerruflich einfärbt.Schönheit kommt von innen, muss sich aber entfalten.Text: Matilde Cerruti Quara