Deborah Schamoni

Mauerkircherstr. 186

D-81925 München

Wednesday – Friday 12 – 6 pm

Saturday 12 – 4 pm and by appointment

Elizabeth Ravn
Downtime

21.04. – 17.06.2023

En / De
  • When watching Tár recently, audible murmurs were passed around the audience as certain locations appeared onscreen. We were seated in a theater in Berlin, where the film is incidentally set, and as each new scene appeared, the audience collectively attempted to map the film upon the city. I was convinced the main character’s old apartment was just around the corner from my flat, but upon following it up after the screening, I was proven wrong. While Lydia Tár and Elizabeth Ravn don’t share being part of the coterie of megalomaniacal musical cognoscente – sorry, Elizabeth – they are both lesbians who also happen to live in Berlin. I wondered when looking at Ravn’s paintings if the viewing audience might also attempt to seek out this sort of recognition in the people and places found in the paintings presented here, Elizabeth’s exhibition entitled, Downtime.

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    When looking at the in-progress works around Ravn’s studio, either on the wall or propped against it atop of wood blocks, I asked, “Oh, aren’t there two of those statues in the city, one in the Tiergarten and – where is that – in front of the Neues Museum?” I was referring to the statue of the Amazon on Horseback, a figure sculpture by Louis Tuaillon, depicted in Elizabeth’s Amazon Encounter. There are two of these statues in Berlin, the one in the Tiergarten being much larger. I first encountered the larger of the two sometime in 2017, a friend who had invited me out on residency had been fixated on the statue for some while. We sojourned there a few times during my stay at different states of light in the summer. One evening he took his slipper off and held it under her foot, his size 44 shoe nearly a perfect fit.

    The paintings in this show represent a spectrum of daily life scenarios, relatable, and regardless of the downtime nature of the activities can nevertheless possess a variety of personal, social, and political possibilities, maybe even unbeknownst to the participants. I think we often can underestimate the sort of new territories our minds wander off to during these states, as downtime’s definition is polysemic and can constitute rest/recuperation and leisure activities, productive time away from our billpaying job, melancholy, sheltering indoors due to a pandemic, etc. Fred Moten refers to its convivial form in his oft-quoted sentence about how hanging out is the most anti-capitalist gesture one can do. In an interview asking what she hopes to do next, Claudia Rankine summons downtime’s productive solitude when she answers, “I'm also interested in doing nothing for awhile, to see what comes up.”

    Downtime is an exhibition of sixteen paintings made between 2022 and 2023 by artist Elizabeth Ravn. The paintings range in size, the smallest being 32cm x 40cm, and the largest being 110cm x 140cm. All sixteen works are oil on canvas. The paintings, save for one of a building being torn down, depict friends, colleagues, and loved ones in various states of non-laboring situations: laying around, sitting, doing chores, going for walks, drinking Coca-Cola naked and hungover. Figures appearing in these paintings are listed here alphabetically: Alizée, Athanasios, August, Claude, Dorian, Ellinor, Liam, Lucci, Magdo, Manuel, Penny, Shirin, Silke, Zayne. I won’t say whom, but I rang in 2022 with one of these figures, who, after cutting my hair like a young Jean-Michel Basquiat at my request, made out with me on their rooftop underneath the new year’s fireworks, as friends.

    To fit the title of the show, this text was written only during the downtime of my job as an artist assistant.

    Text: Christian Alborz Oldham

  • Als wir vor Kurzem den Film Tár sahen, ging ein hörbares Raunen durchs Publikum, wenn bestimmte Schauplätze auf der Leinwand auftauchten. Wir saßen in einem Kino in Berlin, wo der Film zufällig spielt, und bei jeder neuen Szene versuchte das Publikum gemeinsam, den Film der Kartografie der Stadt zuzuordnen. Ich war davon überzeugt, dass die alte Wohnung der Hauptfigur gleich um die Ecke von meiner Wohnung liegt, aber als ich dem nach der Vorstellung nachging, stellte sich heraus, dass ich mich geirrt hatte. Auch wenn Lydia Tár und Elizabeth Ravn nicht beide zum Zirkel größenwahnsinniger Musikkennerinnen zählen (tut mir leid, Elizabeth), sind sie lesbisch und leben nebenbei auch in Berlin. Ich habe mich beim Anschauen von Elizabeths Bildern gefragt, ob das sie betrachtende Publikum versuchen wird, den Wiedererkennungswert von Menschen und Orten auch in den Arbeiten in ihrer Ausstellung mit dem Titel Downtime [Auszeit] zu finden.

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    Als ich die noch in Arbeit befindlichen, entweder an der Wand hängenden oder auf Holzblöcken gegen sie lehnenden Werke in Ravns Atelier betrachtete, fragte ich: „Gibt es nicht zwei von diesen Statuen in der Stadt, eine im Tiergarten und – wo noch mal – vor dem Neuen Museum?“ Ich meinte die Statue der Amazone zu Pferd, eine figurative Skulptur von Louis Tuaillon, die auf Elizabeths Amazon Encounter dargestellt ist. Es gibt zwei dieser Statuen in Berlin, wobei die im Tiergarten wesentlich größer ist. Ich bin dieser größeren zum ersten Mal irgendwann im Jahr 2017 begegnet – ein Freund, der mich zu einem Berlinaufenthalt eingeladen hatte, war eine Zeitlang ziemlich auf die Statue fixiert. Wir verweilten während meines Aufenthalts im Sommer ein paar Mal dort bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen. Eines Abends zog er seinen Slipper aus und hielt ihn unter ihren Fuß – sein Schuh in Größe 44 passte beinah perfekt.

    Die Bilder in dieser Ausstellung zeigen ein Spektrum alltäglicher wie nachvollziehbarer Szenarien, die trotz der Tatsache, dass es sich um Auszeiten handelt, eine Vielzahl persönlicher, sozialer und politischer Möglichkeiten implizieren, die den Teilnehmenden so vielleicht gar nicht bewusst sind. Ich glaube, wir unterschätzen oft, in welche Gebiete wir geistig während solcher Zustände abdriften, denn die Definition der Auszeit ist mehrdeutig und kann Ruhe/Erholung und Freizeitaktivitäten bedeuten, produktive Zeit jenseits des bezahlten Jobs, Melancholie, im Innenraum Schutz suchen aufgrund einer Pandemie etc. Fred Moten bezieht sich auf diesen Akt in seinem oft zitierten Satz, Herumhängen sei die antikapitalistischste Geste überhaupt. Und Claudia Rankine beschwört in einem Interview auf die Frage, was sie als nächstes zu tun gedenke, die produktive Einsamkeit der Auszeit, wenn sie antwortet: „Ich interessiere mich dafür, eine Weile lang nichts zu tun, um zu sehen, was sich daraus ergibt.“

    Downtime ist eine Ausstellung von sechzehn Gemälden der Künstlerin Elizabeth Ravn, die zwischen 2022 und 2023 entstanden sind. Die Bilder variieren in ihrer Größe, das kleinste ist 32 x 40 cm groß, das größte 110 x 140 cm. Alle sechzehn Werke sind in Öl auf Leinwand gemalt. Die Bilder stellen bis auf eines, das den Abriss eines Gebäudes zeigt, Freund:innen, Kolleg:innen und geliebte Menschen in verschiedenen Situationen dar, in denen sie keiner Arbeit nachgehen: herumliegend, sitzend, Hausarbeiten machend, spazieren gehend, nackt und verkatert Coca-Cola trinkend. Die Figuren, die in diesen Bildern auftauchen, sind hier alphabetisch aufgelistet: Alizée, Athanasios, August, Claude, Dorian, Ellinor, Liam, Lucci, Magdo, Manuel, Penny, Shirin, Silke, Zayne. Ich werde nicht sagen, mit wem, aber ich habe das Jahr 2022 mit einer dieser Figuren eingeläutet, die, nachdem sie mir auf meine Bitte die Haare geschnitten hatte wie dem jungen Jean-Michel Basquiat, mit mir auf ihrem Dach unter dem Silvesterfeuerwerk herummachte – als Freunde.

    Passend zum Ausstellungstitel wurde dieser Text während der Auszeiten in meinem Job als Künstlerassistent verfasst.

    Text: Christian Alborz Oldham (übersetzt aus dem Englischen)