Sabeth Buchmann—Bricklike hands waving at them, sculptures standing like skeletal bodies in the room. Your recent works continue the mixture of alternating geometric abstraction and figuration, object and subject, that is familiar from the genre of comics, and which I also recognize in your Wartende Laptops (Waiting Laptops) and Erschöpfte Vasen (Exhausted Vases): apparatuses and objects with psychological quirks that remind us of ourselves and hence of the question of why we see and feel that which we see and feel, and how we see and feel it. Always a trace too unstable to pass as entirely self-confident “works,” they could be regarded as replacements or placeholders for ourselves: They seem to ask how art could be created beyond the continual reproduction of the forms intended for it in order to touch on the often unclarified relationship we have to it.
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Judith Hopf—The hands and the other sculptures are made of fired bricks. First the bricks were formed into various cuboids, and then their forms were hewn out and separated. The bricks used were all originally made of clay, of course, but they were industrially produced and hence are a standardized size. Any attempt to make a perfect, geometric form, such as a cuboid, from clay by hand will probably fail. By contrast, the effort to make regular bricks of clay and to make or fire them using technology has been a cultural challenge since time immemorial. It seems we have solved that, at least, today: bricks are technically perfect. They form a regular, repeating pattern when they are laid, and, in the service of architectural requirements (if one has learned the skilled craft of masonry) they form perfect lines and flat surfaces. From an artistic perspective, these contemporary bricks, with their rigid appearance, also have an inherent Donald Judd–like quality. As so often, my sculptures struggle through my fascination for modernity, through the gullies of minimalist art and systems of reference in order to pin their aesthetic experiments with “emptying” to something new or different: for example, the nonfunctioning wheels and parts of a trolley that are produced by pressing clay together. For me, the comic-like quality you mention has less to do with the form of the objects and sculptures than with the narrative level that seems to sneak into all my objects.From “Loose Forms. Judith Hopf in Conversation with Sabeth Buchmann” in Judith Hopf: UP (Mousse Publishing, 2016)
Sabeth Buchmann – Hände aus Ziegelsteine, die ihnen winken, Skulpturen, die wie skelettierte Körper im Raum stehen. Deine neueren Arbeiten setzen die ins Comicgenre changierende Mischung aus geometrischer Abstraktion und Figuration, aus Objekt- und Subjekthaftigkeit fort, die ich auch in deinen „wartenden Laptops“ und „erschöpften Vasen“ erkenne: Apparaturen und Gegenstände mit Psycho-Macken, die uns an uns selbst und damit an die Frage erinnern, warum wir das, was wir sehen und empfinden, so sehen und empfinden, wie wir es sehen und empfinden. Stets eine Spur zu labil, um als ganz und gar sich ihrer selbst sichere „Werke“ durchzugehen, könnte man sie auch für Ersatzobjekte oder Platzhalter für uns selbst halten: Wie, so scheinen sie sich und uns zu fragen, könnte Kunst jenseits der fortwährenden Reproduktion der für sie vorgesehenen Formen beschaffen sein, um stärker an die oftmals ungeklärte Beziehung zu rühren, die wir zu ihr haben.
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Judith Hopf – Die Hände und die anderen Skulpturen sind aus gebrannten Ziegelsteinen gefertigt. Sie wurden erst zu diversen Quadern zusammengemauert und im Anschluss wurden ihre Formen herausgehauen und herausgetrennt. Die verwendeten Mauerziegel sind ja ursprünglich auch aus Ton gefertigt, allerdings industriell produziert und haben dementsprechend eine normierte Größe. Beim Versuch, eine perfekte, geometrische Form, wie zum Beispiel einen Quader, aus Ton mit der Hand zu fertigen, wird man wohl eher scheitern. Dagegen stellt das Bestreben, gleichmäßige Ziegel aus Ton herzustellen und technisch zu fertigen beziehungsweise zu brennen, seit jeher eine kulturelle Herausforderung dar. Das zumindest haben wir, wie es scheint, in der heutigen Zeit gelöst – die Ziegel sind technisch perfektioniert. Sie machen ein in sich gleichmäßiges, sich wiederholendes Muster auf, wenn man sie mauert; und sie bilden, den architektonischen Ansprüchen dienlich (falls man die handwerkliche Fähigkeit des Mauerns erlernt hat), perfekte Linien und gerade Flächen. Künstlerisch gesehen tragen diese zeitgenössischen Ziegelsteine für mich in ihrer durchaus rigiden Erscheinungsform, auch einen Donald Judd in sich. Wie so oft kämpfen sich meine Skulpturen durch meine/die von mir empfundene Faszination an der/für die Moderne, durch die Minimal-Art-Schluchten und Verweis-Systeme hindurch, um deren ästhetischen Versuchen der „Entleerung“ etwas Neues oder Anderes anzuheften: zum Beispiel funktionslose Räder und Armaturen eines Trollies aus zusammengedrücktem Ton hergestellt. Das comic-artige, das Du ansprichst, liegt für mich weniger in der Form der Objekte und Skulpturen begründet als in der Narrationsebene, die sich an alle meine Objekte heranzuschleichen scheint.Aus „Lockere Formen. Judith Hopf im Gespräch mit Sabeth Buchmann“ in Judith Hopf: UP (Mousse Publishing, 2016)